Wenn wir am Morgen aufschliessen, wissen wir noch nicht, mit welchem Gefühl wir abends rauslaufen werden. Das steht und fällt mit unseren Gästen. Und unserer Tagesform. Das Gamper ist klein, keine Stimmung bleibt verborgen. Es ist kaum möglich, die Dinge nicht persönlich zu nehmen. So viel von uns steckt drin. Auf jedem Teller, in jedem Glas. 
 
«Stammgäste sind Teil vom Gamper. Ohne sie ginge es nicht.» – Miriam
 
Oft ist es Pablo, der als Erster da ist. In morgendlicher Stille rüstet er das Gemüse. Für den Abend. Für die Woche. Oder für den Keller. Was übrig bleibt, machen wir ein. Konservieren die eine Jahreszeit für die nächste. Im Winter etwa Kardy. Das Gemüse haut uns immer wieder um.
                                
Eigentlich haut uns jedes Gemüse um. Mittwochs fährt Alexander vor und bringt, was auf seinem Demeterhof wächst. Sein aktuelles Angebot bestimmt, was bei uns in der Küche und schliesslich auf dem Teller landet. In seiner radikalen Saisonalität kann unser Menu nichts anderes als «surprise» sein: von Natur aus eine Überraschung. Wir verwerten alles, auch vermeintlich Unbrauchbares. Die Seitentriebe der Chicoréewurzel, die oft im Kuhtrog enden: kurz blanchiert als Salat exquisit.
 
«Gute Produkte in ihrem besten Moment – das ist unser Ausgangspunkt.» – Pablo
 
Dass der Boden von Alex’ Grundhof seit mehr als 70 Jahren biodynamisch bewirtschaftet wird, macht den Unterschied. Das Gemüse ist voller Aroma, voller Kraft. Dasselbe gilt fürs Fleisch von Kurt. Gute Produkte sind die Basis unserer Küche. Bei uns wird nichts kaschiert. Die Produkte müssen für sich selber sprechen. Wir helfen ihnen lediglich dabei. Reduzieren die Produkte auf ihr Wesentliches, um sie zu entfalten. 
 
«Das Einfache ist nur vermeintlich einfach. Im Grunde genommen ist es verdammt komplex. Es braucht eine ehrliche, konsequente Art in der Verarbeitung. Wir schenken uns nichts. Und werden dafür umso reicher von unseren Produkten beschenkt.» – Marius
 
Wir verändern unser Menu dynamisch. Manchmal sind es nur Nuancen, die wir modifizieren. Geben einem kalten Gericht einen wärmeren Charakter. Mehr Buttrigkeit. Eine andere Textur. Auch kommt es vor, dass ein Gang in sich stimmig ist, aber nicht mehr zum Ganzen passt. Wenn wir Komponenten des Menus ändern, passt Nicola umgehend die Weine an.
 
«Unterstreichen wir die Farbe eines Ganges? Schaffen wir mit seiner Säure, seiner Süsse – oder lieber dagegen? Mit der Weinbegleitung akzentuieren wir die Idee, die aus der Küche kommt. – Nicola
 
Eine Lieblingsjahreszeit haben wir nicht. Jede Saison hat ihren Reiz, auch ihren Sinn. Das Schöne ist das Wiederkehrende. Mittlerweile wissen wir, welches Gemüse vom Hof uns wann erwartet. Die Vorfreude auf die Rosenkohlzeit. Und nach einem langen Winter wieder die gesamte Palette an Grün in der Küche zu haben, die Kraft des Bodens in ihrer ganzen Frische zu verarbeiten – dafür leben wir. 
 
Ein guter Tag ist, wenn wir abends abschliessen mit dem Gefühl, dass unsere Gäste zufrieden waren. Die Stammgäste gleichermassen wie jene, die uns zum ersten Mal besuchten. 
 
Wenn wir Glück haben, kommen sie wieder. Wie die Jahreszeiten. 
 
So einfach ist das. 
 

Donnerstag bis Samstag Vier-Gang-Menu «Surprise» CHF 115.– Getränkebegleitung CHF 58.–